Selbstbildnis Alt-Brauneberg Landschaft um Hermeskeil
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Hans Schlösser Ein unbekannter Maler aus Hermeskeil Dittmar Lauer Hans Schlösser war ein wahrer
Künstler, der begnadet
war durch den Adel und den Trost der Kunst, zugleich aber auch beladen
mit der
Schwere des armen Menschenlebens. Der Heimatschriftsteller Peter Kremer aus
Bernkastel-Kues muß den Künstler und den Menschen Hans
Schlösser genau
beobachtet und wohl gekannt haben, dass ihm diese Lebenszeichnung so
treffend
aus der Feder floß. Aber obwohl Hans Schlösser erst vor
knapp 35 Jahren starb,
ist er als Persönlichkeit und Maler den meisten Menschen fast
unbekannt und
auch unerkannt geblieben, und selbst in seinem Geburtsort Hermeskeil
wissen nur
ganz wenige etwas mit dem Namen Schlösser anzufangen. Die Schlössers stammen aus der
Köln-Düsseldorfer
Gegend. Großvater und Urgroßvater wurden in Gilverath
geboren. Schlössers
Vater, Theodor Lambert Schlösser, 1860 in Lohhausen geboren,
verlor früh seine
Eltern und wurde als Vollwaise und Pflegekind in Köln-Lindentahl
erzogen. Seine
Pflegeeltern hatten ihn das Schuhmacherhandwerk lernen lassen, und
er ging, in
diesen Jahren durchaus üblich, nach seiner Lehre auf die Walz.
Gemeinsam mit
einem Maler namens Winter kam er so nach Hermeskeil, wo er die
28-jährige
Katharina Zumpro aus Zinsershütten kennenlernte. Theodor Lambert
Schlösser
selbst war inzwischen 30 Jahre alt. Die Familie Zumpro, eine alte
Handwerkerfamilie,
muß um 1700 aus dem schweizerischen Graubünden in den
Hochwald gekommen sein.
In Sötern nahm sie ihren Sitz. Einer der Söhne des
Einwanderers Johann Zumpro,
Johann Valentin, wird 1753-1755 als Hintersasse in Welschlonkich
geführt und
starb 1781 als Zimmermann in Züsch. Theodor Lambert Schlösser und Katharina
Zumpro
heirateten im August des Jahres 1891 in Hermeskeil. Ihr ältester
Sohn, Hans Schlösser,
war bereits am 30. Juli 1891, an einem Sonntagmorgen, auf die Welt
gekommen.
Geboren im Kellerecken, heute Züscher Straße, wohnten die
Schlössers aber auf
dem sogenannten Berg im Vogelweh, dem heutigen Vogelsang. Aus der
Kinderzeit
ist wenig überliefert, nur dass Hans Schlösser noch drei
Geschwister, zwei
Brüder und eine Schwester, bekam. August wurde später, wie
sein Vater,
Schuster, Theodor bekam eine Anstellung bei der Bahnpost. Das Entlassungszeugnis der Volksschule zu
Hermeskeil
im Jahre 1905, unterzeichnet von dem damaligen Pastor Michael Dunkel
als
Schulinspektor und dem verdienstvollen Rektor Ludwig Bach, gab einen
ersten
Hinweis auf die Begabung des jungen Hans Schlösser, denn die Note
sehr gut im
Zeichenfach hob sich von den sonstigen durchschnittlich befriedigenden
Leistungen ab. Diese Begabung des jungen Schlösser wurde wohl
durch die ihm vom
Vater eingepflanzte Naturliebe kräftig gestützt. Wegen
besserer
Ausbildungsmöglichkeiten für seine Kinder verlegte Vater
Schlösser um 1907 den
Wohnsitz seiner Familie aus dem Hochwald in die Stadt Trier. Sein
ältester Sohn
Hans sollte hier zunächst eine Ausbildung als Landvermesser
durchlaufen, aber
dessen Liebe zu Farbe, Stift und Papier bewog den Vater, ihm eine
Lehrstelle
bei dem Trierer Dekorationsmaler Jabob Sauer im Maler- und
Anstreicherhandwerk
zu beschaffen. Nach einer vierjährigen Lehrzeit 1907-1911
schloß er die
praktische und theoretische Gesellenprüfung mit der Note gut ab,
wobei
besonders seine Fähigkeiten im Ornamentmalen, Porträtzeichnen
und Modellieren
vermerkt werden. Diese zeichnerischen und malerischen Fähigkeiten
suchte Hans
Schlösser während seiner Lehrzeit in Fortbildungskursen zu
verfeinern und so
recht und schlecht zu Papier und zu sichtbarem Ausdruck zu bringen.
Nach
Abschluß seiner Lehre bei Jakob Sauer besuchte Hans
Schlösser 1911-1913 die
Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Trier, sicher ermuntert durch
seine Abendkurslehrer,
denen seine besondere Begabung nicht verborgen geblieben war. Hans
Schlösser
selbst mag auch schon damals seinem Wunschtraum, Maler zu werden,
nachgehangen
haben. Als seine Lehrer an der Handwerker- und
Kunstgewerbeschule in Trier sind van de Velde, Schinnerer und
Trümper bekannt.
Vor allem August Trümper, 1874 in Hamburg-Altona geboren und seit
1901 an die
Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Trier als Hauptfachlehrer
für Zeichnen,
Malen und Komposition sowie Akt und Porträtzeichnen berufen,
prägte eine
Generation lang die künstlerische Atmosphäre in Trier
wesentlich mit und
bildete eine ganze Schar junger Maler und der Malerei verwandter
Künstler aus.
Die überzeugende, oft auch autoritäre
Künstlerpersönlichkeit August Trümpers
formte so denn auch das Talent des inzwischen zwanzigjährigen Hans
Schlösser.
Die beeindruckendsten impressionistischen Werke Trümpers sind die
frisch vor
der Natur entstandenen, er brauchte das direkte Gegenüber des zu
malenden
Objektes. Diese künstlerische Sicht- und Arbeitsweise findet sich
auch in den
späteren Werken Hans Schlössers in ausgeprägtem Stil.
Bei Trümper lernte Schlösser
den begabten Maler und Graphiker Fritz Quant kennen, mit dem ihn eine
langandauernde Freundschaft verbinden sollte. Gleich nach der Mobilmachung, die den
unseligen
Ersten Weltkrieg einläutete, wurde Hans Schlösser, 23 Jahre
alt, in der ersten
Augustwoche des Jahres 1914 als Gefreiter zum Rheinischen
Infanterie-Regiment
Nr. 65, III. Bataillon, nach Köln-Diehl eingezogen. In der zweiten
Augusthälfte
findet sich Hans Schlösser mitten im grausamen Kampfgeschehen und
macht die
Erstürmung der Schützengräben von Perthes mit. Seinem
Skizzenbuch, das er immer
bei sich trug, vertraut er einige Kriegserlebnisse an, in
flüchtigen
Bleistiftkonturen, kleinformatig modelliert und teilweise koloriert. Mitte August 1915 wurde der Grenadier Hans
Schlösser
bei einem Fronteinsatz verwundet. Ein Granatsplitter verletzte ihn an
der
rechten Hand. Für seine Tapferkeit vor dem Feind wurde ihm das
Eiserne Kreuz
II. Klasse angeheftet. Im Kriegslazarett in Brüssel kurierte
Schlösser seine
Verletzung aus, die, Gott sei gedankt, nicht so schlimm ausgefallen
war, so
dass er schon kurze Zeit nach seiner Einlieferung in das Lazarett
wieder zu
seinem geliebten Skizzenbuch greifen konnte. Weihnachten 1915 verbrachte Schlösser
noch im
Brüsseler Lazarett, in der ersten Januarwoche aber meldete er sich
wieder zum
Kriegseinsatz in der Champagne zurück. In seinem Skizzenbuch aus
dieser Zeit
hat Hans Schlösser weniger das Kriegsgeschehen festgehalten als
vielmehr auf
zahlreichen Blättern Landschaft, Gebäude und Menschen
skizziert. Eine zweite
Verwundung Mitte Mai 1917, ein Durchschuß, zwang Schlösser
zu erneutem
Lazarettaufenthalt, diesmal in Neustadt a.d. Haardt. Er wurde mit dem
Verwundetenabzeichen und dem Frontkämpferkreuz ausgezeichnet und
zum
Unteroffizier befördert, um gleich wieder an die Front nach
Flandern geschickt
zu werden. Bei Bellingcourt wurde er, kurz vor Kriegsende, am 29.
September
1918 von einer amerikanischen Einheit gefangen genommen und
zunächst nach
Blackdown in der Nähe von Farnborough, südwestlich von London
gelegen, in das
englische Gefangenenlager Pattishall überführt. 14 Monate
lang sollte er in
Gefangenschaft ausharren müssen, obwohl der völkermordende
Erste Weltkrieg mit
dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 sein Ende gefunden hatte.
Die
Gefangenschaft bescherte ihm ja so viel Zeit, wenig Sorgen und gar kein
Zeichenmaterial. Das besorgte ihm sein Künstlerfreund Fritz Quant,
der Papier,
Stift, Farben und Pinsel nach England schickte. Mit großem
Fleiß entstanden während
der Gefangenschaft hunderte von Skizzen. Im November 1919 war Hans Schlösser
wieder zu Hause
in Trier. Seine Kraft galt zunächst der Existenzsicherung, an
Malen und
Zeichnen war nur begrenzt zu denken. Dennoch sind einige Aquarellakte,
Trierer
Motive in Öl, zwei Porträts aus diesen ersten
Nachkriegsjahren erhalten. Am 13.
August 1921 heiratete Hans Schlösser die dreißigjährige
Maria Loersch aus
Neufilzen, Tochter des Schreinermeisters Johann Loersch und der
Winzerin
Elisabeth Erz. Zwei Kinder, Hans Paul und Maria Katharina, die mit
5 Jahren
sterben sollte, wurden in Trier geboren. 1922 legte er seine
Meisterprüfung ab
und ließ sich in der Heimat seiner Frau in Brauneberg, das damals
noch Dusemond
hieß, als selbständiger Handwerker eintragen. Er firmierte
als Hans Schlösser,
Malermeister und Graphiker und bot seine Dienste für Entwurf,
Reklame, Schrift
und Bild, Aquarell- und Ölmalerei an. Diese Formulierung im Kopf
seiner
Geschäftsbriefe drückt die Sehnsucht und den inneren Wunsch
Hans Schlössers zur
Genüge aus, Anerkennung und Erfolg als Maler zu suchen und zu
finden und nicht
so sehr auf Broterwerb durch Anstreichen und Tapezieren in den
Moseldörfern
angewiesen zu sein. Aber die wenigen überlieferten Arbeiten
Schlössers aus
dieser Zeit, vor allem Zeichnungen mit Landschafts- und
Architekturmotiven,
lassen ahnen, dass die Existenzsorgen dem Künstler Schlösser
zu schöpferischer
Arbeit wenig Zeit ließen. Dann gelang Hans Schlösser im Jahre 1925
sozusagen
ein großer Wurf. In einem Plakatwettbewerb zur Jahrtausendfeier
der Rheinlande
wurde ihm der 1. Preis zugesprochen. Das Motiv zeigt den Petersbrunnen
auf dem
Trierer Hauptmarkt, im Hintergrund die Steipe und das Rote Haus, noch
unzerstört. Der Preis war mit einem schmalen Honorar von 300
Reichsmark dotiert. Das
Verfahren und Resultat des Plakatwettbewerbs gaben zu einer heftigen
Diskussion
in der Trierer Presse Anlaß. Die nicht sehr rege Beteiligung der
hiesigen
Künstler wurde auf die zu geringe Preissumme
zurückgeführt. Die Sparsamkeit war
gerade hier schlecht am Platze, wo Preisausschreiben dieser Art in
Trier sowieso
eine Rarität sind. Ein heftiger und polemisch geführter
Streit entbrannte über
die Mißachtung des heimischen Kunstgewerbes, durch die Konkurrenz
festbesoldeter
Beamter.... die das gesamte Trierer Gewerbe auf unverständliche
Art und Weise beschimpften
und besudelten... und dazu noch befördert wurden... Stadt- und
Staatsbeamte
wetteiferten darin, dem Privatkünstler das Brot zu nehmen. Hans
Schlösser
selbst nahm zu dem Künstlerstreit in einem Leserbrief 1925
Stellung. Er drückte
seine Meinung aus, dass es jedem freigestellt gewesen sei, zu bringen,
was er
dachte. Er habe sich an die Forderungen des Wettbewerbs gehalten, bei
bildlichen
Darstellungen ist auf die Schönheit Triers und die
städtebürgerliche Schönheit
hinzuweisen. Zu dem Disput über Kunstrichtungen, der sich an dem
Plakatwettbewerb
entfacht hatte, schreibt Schlösser: Ich habe nur einen Entwurf
gebracht mit dem
Kennwort Petersbrunnen. Es wäre mir leicht gewesen, etwas
Einfaches zu
bringen, das weniger Arbeit und Denken verursacht hätte. Drei
Kreuze, oder dergleichen
weniger, was hätte das mit Trier zu tun, mit
städtebürgerlicher Schönheit? Ich
weiß so gut wie jeder Kunstbeflissene, was und wie ein Plakat
beschaffen sein
muß. Ist das Kunst, ein weißes Papier hinzuhängen und
darauf die Zahlen 1000 zu
schreiben? Wenn die Sache mehr wirken soll, so streichen wir das Blatt
schwarz
an und machen in der Mitte einen weißen Punkt. Das genügt
schon, um zu wirken,
schreiben darunter Jahrtausendfeier der Rheinlande. Hat einmal ein
anderer
einen Namen, dann kommt ein Kunstbeflissener und macht Kunstdunst den
Leuten
vor. Ich... habe genug gesehen... um für mich zu urteilen, was gut
und
schlecht, was einfach und gedankenvoll, oder Futurismus, wie alle die
Ismussen
heißen mögen, das wird wohl ein Kunstbeflissener wissen.
Mein Wahlspruch sei:
Arbeiten und nicht verzweifeln. Mit nichts ist nichts getan. Das Plakat prangte in allen
größeren deutschen Städten und diente
zahlreichen Publikationen zur Illustration. Nicht zuletzt muß der
Entwurf Hans
Schlössers als ein großer Werbeerfolg auch für die
Stadt Trier angesehen
werden. Mit diesem Erfolg schien bei Hans Schlösser innere Ruhe
und Sicherheit
eingekehrt zu sein, die sich in einer verstärkten
künstlerischen Tätigkeit
ausdrückten. Auf Schlösser aufmerksam geworden, kaufte die
Stadt Trier sein
Landschaftsbild Brauneberg, das während der Rheinischen
Dichtertagung im
Bischof-Korum-Haus ausgestellt war. In der Presse fanden sich gute
Kritiken,
die den Künstler Hans Schlösser in seinem schöpferischen
Tun bestärken mußten. 1928/29 bauten sich die Schlössers in
Brauneberg ein eigenes Haus mit einem
kleinen Atelier. Die Familie war inzwischen auf sechs Köpfe
angewachsen, ein
weiteres Kind war unterwegs. Schlössers Frau Maria hatte etwas
Vermögen mit in
die Ehe gebracht, den Rest gedachte Schlösser aus seinen
kräftiger sprudelnden
Künstlerhonoraren beizusteuern. In dieser Zeit besuchte der
Trierer Studienrat
und Kunstkritiker Mauder, der sich Informationen und Kenntnisse vor Ort
beschaffen wollte für seine Serie Trierer Malerei, Trierer
Malergruppen und
Maler, den Handwerker und Künstler Hans Schlösser in seinem
neugeschaffenen
Heim. In der Trierischen Heimat schrieb er Anfang 1933 : Sein
künstlerisches
Glaubensbekenntis ist kurz und einfach: Für ihn ist die Natur die
große
Meisterin. Was ihm in ihr gefällt, das malt er, und zwar nur im
Freien, wenn's
auch manchmal bitter kalt ist. Ihn zwingt es immer, Licht und Luft zu
meistern,
nicht durch Manier[ier]en, sondern durch das Sehen und Abstufen der
Farben.
Weil er auf keinem Schema reitet, gibt es für ihn auch keine
Probleme. Licht
und Luft! Das Motiv, das Gegenständliche tritt bei Schlösser
nie aufdringlich
vor, ist nie gesucht, ist nur da, um die Wirkung von Licht und Luft
darauf
spielen zu lassen... Der Name Hans Schlösser war bekannt
geworden. Es ergaben sich Kontakte
mit verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten, und es kam ein
reger Briefverkehr zustande.
Über acht Jahre tauschte er allerlei Kunstsinniges mit dem
Stuttgarter Maler
German Hübsch aus, mit der Malerin Else Knoll aus Berlin verband
ihn
persönliche Freundschaft, und auch die Hamburger Künstlerin
Brunhilde
Kirschbaum war auf den Maler Hans Schlösser aufmerksam geworden.
Natürlich
erwartete sich Schlösser von diesen und anderen Bekanntschaften
und Beziehungen
eine weitere Förderung für seine Kunst, versprach sich auch
erfolgreiche
Ausstellungen in den Großstädten. So versuchte Else Knoll,
über ihre Kontakte
zu dem seinerzeit sehr bekannten Genre- und Landschaftsmaler Otto
Antoine in
Berlin-Wilmersdorf eine Schlösser-Ausstellung zustande zu bringen.
Sie mußte
dem Trierer Künstler aber mitteilen, dass kaum Chancen
bestünden, da man in
Berlin meist auf ultramoderne Sachen eingestellt sei. Auch aus Hamburg
teilte
Brunhilde Kirschbaum mit, der Hamburger Kunstverein habe von einer
Ausstellung
abgeraten und dass Hamburg gar kein Feld für die Kunst ist.
Schlösser habe von
einer Ausstellung in Hamburg gar keinen Nutzen, nur Unkosten, seit
einem halben
Jahr habe der Kunstverein beinahe ein Bild verkauft, überall fehle
das Geld.
Selbst die Millionäre, die früher die teuersten Bilder und
sonstigen
Kunstgegenstände erworben hätten, hielten sich in diesen
schlechten Tagen
bedeckt. Erfolg dagegen hatte Schlösser mit seinem Gemälde
Panorama der Stadt
Trier, mit dem er sich an der Trierer Ausstellung 1930 Landschaften des
befreiten Rheinlandes beteiligte. Das Werk stellt einen Blick von dem
vom neuen
Kamm des Weißhauswaldes führenden Fußpfad aus auf die
Stadt Trier dar und ist
von der Brauerei Caspary in Trier erworben worden, um einen Platz als
Wandbild
in einer vielbesuchten Gaststätte in Bernkastel zu finden. Das
Bild findet
infolge seiner hervorragenden künstlerischen Ausführung
allseitige Beachtung
und stellt dem Können des geschätzten heimischen Malers das
beste Zeugnis aus.
Schlösser wurde im August 1930 vom Trierer Oberbürgermeister
verständigt, dass
die für ihn so erfolgreiche Ausstellung geschlossen wird. Die
ursprüngliche
Absicht, die Ausstellung in ihrer Gesamtheit nach einer anderen Stadt
weiterzuleiten, hat sich nicht verwirklichen lassen. In
Hermeskeil, Schlössers Geburtsort, versuchte sein Freund, der
Redakteur,
Drucker und Verleger Johann Lohmer, Besitzer einer Druckerei und
verdienstvoller Herausgeber der Hermeskeiler Zeitung
Hochwald-Zeitung... ein
Organ für das Gesamtinteresse des Hochwaldgebietes, 1929 im Rahmen
einer
Verkaufsausstellung Bilder zu verkaufen. Zunächst schien das
Vorhaben sich gut
anzulassen, denn dauernd stehen Leute – Studierte, Künstler,
Bauern und andere
mehr – vor den Kunstwerken und diskutieren, dass es eine wahre Freude
ist,
zuzuhören. Aber schon bald schickte Lohmer die meisten Bilder,
Zeichnungen und
Ölgemälde an Schlösser nach Brauneberg zurück. Man
merkt doch so recht, dass
der Hochwald sehr arm ist. Lohmer rät Schlösser zu
Ausstellungen in der Stadt
Trier, dort ist doch mehr Kunstverständnis als hier auf dem Lande.
Diese
Absagen und Vertröstungen müssen den Menschen Hans
Schlösser tief getroffen
haben. Zu diesen für den sensiblen Künstler deprimierenden
Enttäuschungen
gesellten sich nun auch finanzielle Sorgen, die in der wenigen Arbeit,
als
Künstler und auch als Handwerker, in der angewachsenen
Familienzahl und vor
allem durch den doch teuren Hausbau begründet waren. Geradezu
demütigend muten
die kleinen Zuwendungen an, die er auf sein Ersuchen hin aus dem
Hilfefond des
Regierungspräsidenten von Trier erhielt. Der Landrat des
Kreises Bernkastel
bewilligte Schlösser den Betrag von 40 Reichsmark aus der Stiftung
des Kreises
für besonders bedürftige und würdige
Kreisangehörige. Mit Schlössers Gesundheit
war es in diesen Jahren bitterer wirtschaftlicher Not auch nicht zum
Besten
bestellt. 1931 wurde ihm ein Freibett im Genesungsheim für
Gelehrte und
Künstler in Bad Ems bewilligt und zwei Jahre später stand ihm
die Stiftung
Hindenburg (Hindenburg-Spende) einen dreiwöchigen Kuraufenthalt in
Bad
Wildungen zu. Hans
Schlösser hatte sich dem Bund Deutscher Gebrauchsgraphiker
angeschlossen. Im
Zuge der allgemeinen Überführung der freien Verbände in
zentralistisch-nazistisch geführte Dachorganisationen wurde auch
der
Gebrauchsgraphikerbund in die Reichskulturkammer gezwungen und es ist
anzunehmen, dass dann auch Hans Schlösser Mitglied dieses
Kulturvergewaltigungsunternehmen werden mußte. Nazi war Hans
Schlösser sicherlich
nicht, auch ist er nicht Mitglied der Partei geworden. Sicher wäre
sein
Versuch, 1935 durch ein Stipendium bei der Deutschen
Albrecht-Dürer-Stiftung in
Nürnberg sich weiter auszubilden, nicht abschlägig beschieden
worden, wenn er
Parteigenosse gewesen wäre. Politisch stand er den Liberalen nahe,
was aus
Briefen des ehemaligen Trierer Kommunalpolitikers Wilhelm Rautenstrauch
von vor
1933 und nach 1945 zu erlesen ist. Nach dem Zusammenbruch ist er
Mitglied der
LPD, der Vorgängerpartei der heutigen F.D.P., gewesen. In
den folgenden Jahren bot sich dem Maler Hans Schlösser die
Möglichkeit von Studienaufenthalten,
gemeinsam mit einer Künstlergruppe: So 1936 in der Eifel und im
Chiemgau, 1942
in Luxemburg. Es entstanden eindrucksvolle Aquarelle: In Kehlberg/Eifel
mehrere
Dorfbilder von dokumentarischem Wert, alte Fachwerkhäuser und
-schuppen,
malerische Dorfwinkel, in Aschau/Chiemgau Gebirgslandschaften, und
Häusergruppen und Straßenszenen in Schoos und Fischbach im
Luxemburgischen. Besondere
berufliche Aktivitäten während und vor allem im Dienste des
Nazi-Regimes
entwickelte Hans Schlösser wohl kaum. Die bildhafte Ausgestaltung
des HJ-Heimes
in der ehemaligen evangelischen Kirche zu Brauneberg wurde zwar von
Hans
Schlösser ausgeführt. Aber der Entwurf für ein geplantes
Wandbild ließ eher
seine Abneigung als Zuneigung zur NS-Kultur erkennen, folglich kam der
Entwurf
auch nicht zur Realisierung. Weitere Auftragsarbeiten aus der NS-Zeit
sind
nicht bekannt. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war Hans
Schlösser 48 Jahre alt, so dass er zunächst aufgrund seines
Alters nicht
eingezogen wurde. Er beteiligte sich an einigen Ausstellungen in Trier
und im
Trierer Land, etwa in Traben-Trarbach, bei der Großen
Kunstausstellung des
Kulturverbandes Gau Moselland in Wittlich, gemeinsam mit den bekannten
heimischen Künstlern Peter Krisam aus Klüsserath und Pitt
Kreuzberg aus Schalkenmehren,
aber auch im neuen Heim der NS-Kulturgemeinde in Koblenz, der
Ausstellung der
Künstler der Westmark, auch hier zusammen mit Krisam und Kreuzberg
sowie dem
Bildhauer Hanns Scherl aus Wittlich. Im Jahre 1941 konnte Hans
Schlösser seine
Werke im Schloß Schönhausen in Berlin und 1942 im
Kaiser-Friedrich-Museum in Posen
zeigen. In den Jahren zwischen 1941 und 1943 hielt
sich Hans
Schlösser vermehrt in seinem Geburtsort Hermeskeil auf, wo eine
Reihe seiner
Aquarelle entstanden, vorwiegend in der freien Natur zu Papier
gebrachte
Landschaften: Blick auf Hermeskeil, Die Katzenmühle, An der
Wadrill, Damfloser
Wald. Beeindruckend das ausdrucksstarke Porträt Der alte
Maurermeister aus
Hermeskeil. 1942 nahm Schlösser an einer Ausstellung in der
Volksschule in
Hermeskeil teil, gemeinsam mit dem Morbacher Landschafts- und
Porträtmaler
Wilhelm Terwei und Paul Peters aus Bonn, der mit Vorliebe seine Motive
in und
um Wadern suchte. Diese Hochwald-Kunstschau war vom Hochwald-Kunstkreis
ins
Leben gerufen worden und war als Grundstein zu einer jährlich
wiederkehrenden
Ausstellung der Hochwald-Künstler gedacht: Der Hochwald-Kunstkreis
sammelt die
schöpferischen Kräfte der engeren Heimat, er will eine
Pflegestätte der heimischen
Kunst sein und junge, aufstrebende Talente fördern. Schon seit
langem sind die
kunstliebenden Kreise im Hochwald auf dem Wege, aus ihrer
verkehrstechnisch
bedingten Abseitigkeit, Anschluß an das große Kunstschaffen
der Zeit zu gewinnen.
Über Hans Schlösser und sein Werk schrieb Tilly
Pöpperling in der Lokalpresse: Hans Schlösser – gebürtiger
Hermeskeiler – bleibt
seiner Hochwaldheimat treu. Er hat Farbe und Linien dieser Heimat
eingefangen,
und schafft reizvolle Stimmungen. Seine Winterbilder ‚Januar 1941' und
'Märzschnee' – beides Motive aus Hermeskeil – sind bemerkenswerte
Arbeiten.
Durchblicke auf Damflos, Aquarell und Federzeichnung, zeigen den Zauber
echter
Hochwaldstimmung. Seine Blumenstücke schenken eine gelöste
Heiterkeit. Auch die
Bilder der weiten Sichten tragen den beschwingten Rhythmus großer
Räume. Mit
Liebe dem eingesessenen Volke verbunden, hat er Charakterstudien
der
Hochwälder geschaffen, darunter die prächtige Tuschezeichnung
'Am
Weidenkneipen', in der das alte nunmehr aussterbende Handwerk des
Hochwaldes
mit sicherem Stift für Volkstypen festgehalten ist. Diese Hermeskeiler Ausstellung darf als sehr
erfolgreich für Hans Schlösser bezeichnet werden, auch, weil
er von seinen 28
ausgestellten Werken recht viele an Kunstsinnige verkaufen konnte. Ein
Aquarell
mit einem Hochwald-Motiv wurde von der Hermeskeiler Amtsbehörde
angekauft und
hängt heute im Hermeskeiler Rathaus. Während seiner Besuche
und Aufenthalte in
Hermeskeil, traf er sich mit Bekannten und den wenigen Freunden, die
ihn noch
kannten, wobei man sich, was diesen Begegnungen eine besondere
heimatliche Note
gab, auf Hermeskeiler Platt unterhielt. Doch im Februar 1945, kurz vor Kriegsende,
beorderte man ihn zu einer Polizeischutztruppe nach Berlin, wo er am
25. April
1945 in russische Gefangenschaft geriet. Bald schon wieder
freigelassen,
verblieb er noch einige Monate in Berlin-Birkenwerder a.d. Havel, wo er
in
einem Schrebergartenhäuschen Unterkunft fand, ehe er am 3. Oktober
1945 wieder
in die Heimat zurückkehren konnte. Die Nachkriegsjahre
drückten schwer und
gestalten sich für den Künstler Hans Schlösser sehr
hart. In Bernkastel-Kues
gaben Karl Christoffel und Peter Kremer ihre bekannten Wein- und
Moselbücher
heraus. Hans Schlösser wurde neben Jupp Hamm zum Hauptillustrator
ausersehen.
Doch die Kunst ernährte die Familie nie so recht und in den
Hungerjahren nach
dem verlorenen Weltkrieg mußte Hans Schlösser immer mehr auf
seinen erlernten
Beruf zurückgreifen und verrauchte Küchen streichen und
Zimmer tapezieren,
Fassaden ausbessern und mit neuer Farbe versehen. Diese Arbeiten, so
notwendig
sie auch für das tägliche Brot waren, konnten einen so
sensiblen und seiner
Kunst verschriebenen Menschen wie Hans Schlösser nicht
ausfüllen. Es soll
vorgekommen sein, dass er bei geringem Anlaß den Anstreicherquast
in die Ecke
feuerte und sich tagelang in sein Atelier einschloß, wo er sich
dann in seine
Kunst vertiefte. 1935 erschien das Buch Quartier an der Mosel
von Karl Friedrich Borée. Hinter diesem Pseudonym verbarg sich
der ehemalige
Stadtrat zu Königsberg und Berliner Anwalt Dr. Karl Friedrich
Boeters. Boeters
hatte sich schon zuvor an der Mosel aufgehalten und machte hier eher
zufällig
Bekanntschaft mit Hans Schlösser. Diese Bekanntschaft mündete
in eine
langjährige Freundschaft zwischen Boeters und dem 5 Jahre
jüngeren Maler. Über
seine Begegnung mit Hans Schlösser erschien im selben Jahr in der
Frankfurter
Allgemeinen Zeitung ein feuilletonistischer Aufsatz Menschen an der
Mosel, der
1946 in der damaligen Trierer Zeitung, heute Trierischer Volksfreund,
abgedruckt wurde. Boeters lernte Hans Schlösser über seine
Kunst kennen, wie er
selbst in seinem Aufsatz bemerkt. In dem Brauneberger Gasthaus,in dem
er einen
kurzen Urlaub verbrachte, entdeckte er ein Wandbild: ...mein Blick wanderte an den Wänden
entlang, auf
die ein breiter Fries gemalt war: eine Mosellandschaft mit Trier -und
Märchenszenen. Ich sah sofort, dass das alles frei und mit eigener
Note
hingesetzt war, aber in die Flußlandschaft war das Brett für
die Mäntel gehängt,
dem Reh war ein Bildernagel durch den Leib gejagt und das
Eichhörnchen war
geköpft. Ich fragte, wer denn das gemacht habe (nicht diese
Barbarei – beiliebe
nicht – sondern den Fries), und erfuhr, dass es im Dorf einen
'Kunstmaler'
gebe. Und nach einigen Tagen fand ich Zeit, den Mann aufzusuchen. Er
war nicht
zu Haus. Ich geriet zwischen, fünf kleine Kinder und solch eine
Frau -verhärmt,
gütig und klug, wie sie dazu gehört. Sie drängte mich
einzutreten, und ich
stand in einem Zimmer, dessen Wände ganz mit Bildern bedeckt
waren, und sagte
eine beträchtliche Weile nichts mehr. Man ist ja immer am
empfänglichsten für
Kunst, wenn sie einem sozusagen ohne Programm begegnet. In einer Ecke,
entrückt, fand ich das Bild eines kleinen Mädchens auf dem
Totenbett. Das
Köpfchen mit den kindlichen und doch so ernst geschlossenen Lidern
war gezeichnet,
nur leicht getönt; aber unten herum prangte im farbigsten Aquarell
der
Feldblumenstrauß, den man ihm aufs Bett gelegt hatte. Die Frau
war neben mich
getreten und sagte, sie verstehe nicht viel von der Malerei; manche
meinten, so
etwas dürfe man nicht malen; aber wenn Weihnachten wäre,
hängten sie das Bild
immer in die Nähe des Christbaums und dann freuten sich alle, dass
dies Kind
auch noch zwischen ihnen sei. Über dem Schreibtisch hing ein
kleineres Porträt,
der Kopf eines deutschen Soldaten in englischer Gefangenschaft; die
ganze Seele
der Kriegsgefangenschaft steckte in diesem wunderbaren Bild. Indem ich
an den
Wänden entlang ging, lernte ich den Mann kennen, sein Schicksal
und den Kreis
seines Daseins, und vertiefte zugleich meinen Blick in die Landschaft
der
Mosel. Er schlug sich als Anstreicher durch, was ihn gewiß nicht
entehrte; aber
die Bauern gaben ihm nicht leicht Aufträge, sie fürchteten,
dass er ihnen
etwas 'Besonderes' in die Stuben male. Zwischen Zwang und Leidenschaft
schlug
er sich einsam an diesem verlorenen Ort durch. Als ich den dritten Abend mit diesem seltsam
erregten Menschen zusammengesessen hatte, aus dem die Lust, sich
einem
Verstehenden mitzuteilen, kindlich und gewaltsam hervorbrach,
kramte er auch
seine Aktstudien heraus. Aber unter dem Druck der bäuerlichen
Umgebung fügte er
bei jedem Blatt hinzu, welche Verwandte das sei, die ihm da Modell
gestanden
habe; damit ich nur nicht auf den Gedanken käme, er gebe sich mit
fremden
Frauenzimmern ab. Der Mann blieb mein Freund, und ich hatte die
Genugtuung,
dass er sich im Laufe der Jahre allen Schwierigkeiten zum Trotz
durchsetzte und
ein Künstler wurde, bei dem sich Handwerk und Schöpfung
glücklich zusammenfügen. Karl Friedrich Boeters, 1886 in Görlitz
geboren, mußte 1933 seine Berliner Anwaltspraxis auf Druck des
Nazi-Regimes
aufgeben. Seine schriftstellerischen Neigungen, denen er neben seiner
Tätigkeit
als Rechtsanwalt nachging, mißfielen den Kulturhütern des
sogenannten
1000jährigen Reiches, vor allem seine antimilitärischen
Kriegsromane, denen das
Moselbuch ebenfalls zuzurechnen ist. Aus diesem Grunde wohl wurde das
Buch
Quartier an der Mosel, zu dem Hans Schlösser den Umschlagentwurf
beigesteuert hatte,
1936 verboten. Nach dem Berufsverbot schleppte sich Boeters als
freischaffender
Schriftsteller, Erzähler und Essayist durch die Nazizeit. Nach dem Krieg avancierte Karl Friedrich
Boeters 1952 zum Sekretär der
Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Dort
starb er 1964 im
Alter von 78 Jahren. Als seine Hauptwerke gelten Dor und der September
(1930)
und Der Abschied (1951). Beachtung fanden auch das philosophische Essay
Diesseits von Gott (1941), sowie seine biologische Betrachtung Die
halbvollendete
Schöpfung (1948). Die langjährige herzliche Freundschaft
zwischen Karl Friedrich Boeters
und Hans Schlösser läßt sich in zahlreichen Briefen
nachzeichnen. Das Band, das
diese Freundschaft zusammenhielt, war sicherlich die Kunst. Der
sensible und
leicht reizbare Hans Schlösser dürfte bei dem älteren,
väterlichen Freund
innere Ruhe und Ausgeglichenheit gesucht haben. Boeters versuchte,
seine Bilder
in Berlin zu verkaufen, freute sich über unzweifelhafte
Fortschritte im
Zeichnen und ermuntert Schlösser: Ihre Kraft liegt ja ganz
unzweifelhaft in
einer treuen, technisch vollendeten Wiedergabe der Natur, ich meine das
Gesehene. Nach der Entlassung aus kurzer russischer
Kriegsgefangenschaft hatte sich Hans Schlösser in dem Berliner
Schrebergartenhäuschen eingerichtet. Den Aufenthalt in diesem
Refugium hatte
ihm sein Freund Karl Friedrich Boeters ermöglicht, mit dem
zusammen er am 3.
Oktober 1946 ins Trierer Land zurückkehrte. Boeters war zu einem
Vortrag in die kleine Treviris eingeladen worden, der in der
Presse
gebührend angekündigt
worden war: 1935 erschien für kurze Zeit in den Auslagen der
Buchhandlungen
ein Buch 'Quartier an der Mosel. Sein Verfasser ist Karl Friedrich
Boree, der
mit seinem Roman 'Dor und der September' einige Jahre zuvor einen
großen Erfolg
erzielt hatte. Aber das 'Quartier an der Mosel verschwand schnell und
still
wieder vom Büchermarkt. Nicht, weil es ihm am Beifall der Leser
gefehlt hätte,
sondern weil es das Mißtrauen des Propagandaministeriums gefunden
hatte. Das
Buch wurde verboten. So sind der Dichter und sein Moselbuch in Trier
nur
wenigen bekannt geworden. Um so größer ist unsere Erwartung,
ihn heute abend zu
sehen und zu hören. Boeters bzw. Borées viel
beachteteter Vortrag stand
unter dem Motto Alle Erneuerung beginnt mit dem Geiste. In Trier muß es zu einem
Zerwürfnis zwischen dem
bereits 60-jährigen Boeters und Schlösser gekommen sein. Nach
Berlin
zurückgekehrt, beklagte sich Boeters in seinem letzten Brief an
Frau Maria
Schlösser, dass er von ihrem Mann im Groll geschieden sei. Es war
wohl die
eigenwillige, sehr egozentrische Haltung des Malers, an der letztlich
diese
Freundschaft zerbrach. Es mag dennoch erstaunen, dass hier ein
hochgebildeter
Mensch aus Berlin auf der einen Seite und ein nur mit Volksschulbildung
ausgestatteter
einfacher Mann aus der Provinz über Jahre freundschaftlich
verbunden waren.
Verbunden durch die Kunst, aber vielleicht auch deshalb, weil es beiden
Männern
und ihren Familien, wie es Boeters in einem Brief für sich
formulierte, dreckig
ergangen ist. Anfang 1956 weilte Hans Schlösser
für einige Monate
bei seinen beiden in Oyonnax in Burgund verheirateten Töchtern
Elisabeth und
Maria, und fuhr im Oktober zu seinem jüngsten Sohn Wilfried nach
Stuttgart-Obertürkheim, der zu seiner Hochzeit geladen hatte. Hans
Schlösser
blieb noch einige Wochen im Schwabenland, wo er am 26. Oktober 1956
einem
Herzinfarkt erlag. Mehrere unvollendete Arbeiten, von seinem Sohn
Wilfried
sorgsam verwahrt, zeugen von dem jähen Tod des Künstlers.
Hans Schlösser war 65
Jahre alt geworden. In seiner Wahlheimat Brauneberg an der Mosel fand
er seine
letzte Ruhestätte. Sein Freund und Gönner, der
Heimatschriftsteller
Peter Kremer, fand mitfühlende Worte, die den Menschen und
Künstler treffend
charakterisieren: Hans Schlösser ist ein Meister der Farbe und der
Linien. Er
hat die leichte Hand für die Besonderheiten des Moseltales, mit
ihr konnte er
die Stimmungen der Weinlandschaft und der Weindörfer mit weichen
Linien wecken.
Er hat auch die Augen und das offene Herz für die Schönheiten
seiner Umwelt.
Für die alten Häuser, Türen und Winzerhöfe. Eine
bleibende Erinnerung sind
seine Buchillustrationen: aus ihnen leuchtet stets eine sehr innige
zeichnerische
Feinheit. Es ist lange Zeit still geblieben um Hans
Schlösser,
und nur im engsten Freundeskreis blieb die Erinnerung an sein
künstlerisches
Schaffen wach. Etwas ins Licht der Öffentlichkeit gerückt
wurde der Künstler im
Vorfeld und während der Feierlichkeiten zur 1400-Jahr-Feier von
Brauneberg
1988. In den Räumen des renovierten Brauneberger Klosters konnte
man eine
stattliche Anzahl seiner Bilder sehen, die Paul Mentges, ein in
Brauneberg
geborener Künstler, der den älteren Hans Schlösser noch
gut kannte, aus dem
Nachlaß des offenbar unermüdlichen Brauneberger Malers
ausgewählt hatte. Über
die Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen von Hans Schlösser
berichtete der
Kunstkritiker Hans Ludwig Schulte im Trierischen Volksfreund: Schlösser
war mit seinen Dorf- und Landschaftsmotiven in den 30er und 40er Jahren
auch
auf großen überregionalen Ausstellungen vertreten, ein
realistischer Maler, den
das Nahe und Nächste, auch das seiner engsten Umgebung,
augenscheinlich
besonders beeindruckte. Er hielt es im Stil einfühlsamer
Schilderung fest,
zeichnerisch durchgebildet und farblich eher nüchtern und
verhalten,
unromantisch und auch in der Motivwahl fern einer dörflichen
Idylle. Hans Schlösser erlebte ein
Künstlerschicksal, das
geprägt war von den beiden Weltkriegen mit katastrophalem
Niedergang und
mühseligem Wiederaufbau, aber auch von persönlichem Kampf mit
sich selbst, im
Widerspruch von Alltagsarbeit und freiem Kunstschaffen. Eine
kunstkritische
Wertung seines umfangreichen Werkes steht noch aus. Die Voraussetzungen
dazu
schafft zur Zeit mit viel Idealismus der erwähnte Paul Mentges: Er
sammelt, ordnet,
katalogisiert die Vielzahl der hinterlassenen Bilder, Zeichnungen,
Aquarelle,
Ölgemälde, die von der enormen Schaffenskraft Hans
Schlössers zeugen, um sie in
einem Gesamtwerksverzeichnis zu erfassen, ein mühevolles
Unternehmen. Paul
Mentges glaubt, dies dem Künstler und Menschen Hans Schlösser
schuldig zu sein.
Mentges, selbst ein poetischer Schilderer des Landes zwischen
Brauneberg,
seiner Heimatstadt, Bitburg und Trier, stellte schon 1950 als junger
Mann
gemeinsam mit Hans Schlösser in Bernkastel-Kues aus und fand Lob
von Peter
Kremer: Er ist ohne Zweifel ein starkes Talent, das aufmerken
läßt. Er wird
seinen Weg in der Kunst vollenden. Der Maler Hans Schlösser und sein Werk
dürfen nicht
vergessen werden. Kunstsinnige Menschen im Trierer Land sollten sich zu
einem
Freundeskreis zusammenfinden, dem die Pflege seines künstlerischen
Wirkens am
Herzen liegt. Dieser Aufsatz möchte ein wenig dazu beitragen. Quellen- und Literaturangaben Nachlaß (Korrespondenz und
Presseberichte) Hans Schlösser im Besitz von
Paul Mentges in Bitburg. Hinweise der Söhne Hans Schlössers,
Hans Paul
Schlösser in Brauneberg und Wilfried Schlösser in
Winterbach/Württemberg. Trierischer Volksfreund Nr. 183 vom 9. August 1988, Nr. 232 vom 7. Oktober 1989 und Nr. 237 vom 12. November 1989. Hermann Schmitt, Erinnerungen an einen Hermeskeiler Maler, in: Rund um Hermeskeil Nr. 18 vom 27. April 1989. Mauder,
Trierer
Malerei, Trierer Malergruppen und Maler. Hans Schlösser, in:
Trierische Heimat,
10. Jahrgang, Heft 3/4, 1933, Seite 55-57. Reinhard Heß, Trierer Maler: August Trümper, in: Neues Trierisches Jahrbuch 1979, Seite 65-67. Gustav Nießen, Dem Maler Hans Schlösser zum Gedenken, in: Jahrbuch für den Kreis Bernkastel-Wittlich 1986, Seite 377; auch abgedruckt in Franz Schmitt, Chronik von Brauneberg und Filzen, Brauneberg 1988, Seite 415 f. Ulrich Thieme und Felix Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Leipzig 1907 ff. _________________________________________________________________________________ Erschienen in: Hochwälder Geschichtsblättern 3/1990, Seite 34-40 zurück
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